Pyrocene Alliance ist eine nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, weltweit Akteure zu vernetzen, die sich mit Vegetationsbränden beschäftigen oder von diesen betroffen sind. Wir sind daran interessiert, pragmatische Lösungen für das zunehmend unausgewogene Verhältnis von Mensch und Feuer in unserem gemeinsamen Zuhause – der Natur – zu finden.
Wir sind Waldbrandbekämpfer, Feuerökologen, Brandmanager, Grundbesitzer und Forstleute. Uns eint die Überzeugung, dass wir Zeugen einer Ära systemischer Veränderungen in der Natur sind, die zunehmend durch Feuer in der Landschaft geprägt und beeinflusst werden.
Wir haben Erfahrungen in den Torfgebieten Indonesiens, in der sibirischen Taiga, in den Heidelandschaften Norddeutschlands, in Südafrika und Portugal sammeln und uns mit Kollegen aus aller Welt vernetzen dürfen.
Die Erkenntnis, die wir daraus gewonnen haben, ist das Feuer in der Landschaft in Zeiten des Klimawandels ein sich dynamisierender Prozess ist, der das Leben der Menschen und die Umwelt in immer stärkerem Maße beeinflusst. Angesichts dieses dynamischen Prozesses sind wir (alle) angehalten, mehr und schneller über die Zusammenhänge zu lernen, diese zu erforschen, nach vorne zu schauen und vorherzusagen, welche zukünftige Rolle Feuer in der Natur spielt und welchen Platz es in der Natur haben wird.
Und was noch wichtiger ist: Wir möchten herausfinden, wie sich die Menschheit an die neue Realität des Pyrozän anpassen kann und wie wir mit dem Feuer co-existieren können. Denn eines zeichnet sich bereits jetzt mehr als deutlich ab: je mehr wir versuchen, das Feuer aus der Natur zu verbannen, umso größer und katastrophaler werden die Auswirkungen von Vegetationsbränden.
Michael Herrmann wurde 1971 in Lüchow (Deutschland) geboren. Als 4-Jähriger war er Zeuge der verheerenden Waldbrände in Niedersachsen im Jahr 1975 – eine Erfahrung, die ihn bis heute begleitet – und die den Anstoß dazu gab, sich intensiv mit dem Thema "Vegetationsbrand" zu beschäftigen. Michael studierte Jura und arbeitete als Anwalt, bevor er zum Vorsitzenden Richter am Landgericht ernannt wurde. Seit Anfang der 1990er Jahre war er ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk (THW) und der Freiwilligen Feuerwehr sowie für die Nichtregierungsorganisationen „ForestFireWatch“ und „Waldbrandteam“ tätig. Er ist auf Waldbrandbekämpfung und den kontrollierten Feuereinsatz spezialisiert und als Trainer und Berater für Feuerwehr, Forstdienst sowie als "Burn Boss" für den Naturschutz tätig. Michael ist (Co-)Autor mehrerer Artikel und eines Handbuchs zum Thema Waldbrandbekämpfung.
Heidelandschaften sind an Feuer angepasst:
Heideökosysteme haben sich mit dem Feuer entwickelt. Feuer spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung ihrer Struktur, Funktion und Artenvielfalt. Maßnahmen wie kontrollierte Brände können dazu beitragen, die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit von Heideökosystemen zu erhalten und gleichzeitig das Risiko katastrophaler Brände zu minimieren. Auch ist Feuer zum Erhalt bestimmter Arten unerlässlich.
Feuer kann in Wäldern nützlich sein, wenn es in der richtigen Häufigkeit, Intensität und unter geeigneten Bedingungen auftritt. Das hängt jedoch auch von der Art und Beschaffenheit des Waldes ab.
Es ist jedoch wichtig, Feuer sorgfältig zu handhaben und seine potenziellen Risiken für menschliche Siedlungen, Infrastruktur und Luftqualität zu berücksichtigen. Und nicht jeder Wald verträgt Feuer. Und dennoch werden wir erleben, dass auch Waldstrukturen sich ändern werden.
Unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit sind Nutzen und Last zugleich. Bisherige "Wahrheiten" unterliegen wie die Dynamik der Prozesse selbst einem teils schnellen Wandel. Während einige Brandschutzexperten kontrollierte Brände als „Wundermittel“ der Brandverhütung betrachten, fordern andere nach wie vor jedes Feuer aus der Landschaft auszuschließen. Wir glauben jedoch, dass jedes Ökosystem seine eigene einzigartige Lösung erfordert. Und obwohl von verschiedenen Interessengruppen unter denselben Bedingungen und unter demselben Feuerregime unterschiedliche Lösungen als "die Beste" angesehen werden.
Was brauchen wir wirklich, um uns auf das Zeitalter des Feuers vorzubereiten?
Wir müssen miteinander reden und gemeinsam die bestmögliche Lösung für das jeweilige System entwickeln. Wir müssen die Gräben zwischen Anwohnern, Feuerwehrleuten, Brandschutzmanagern, Behörden und Umweltschützern überwinden. Wir werden Kompromisse eingehen müssen - und wir müssen Pragmatismus vor Ideologie setzen.
Wir müssen (wieder) lernen mit dem Feuer zu leben, als wüssten wir nichts. Und dann neu bewerten, was wir vorher wussten.